Dienstag, 24. April 2012

Brot und "lose Ware" generell

Diesen Beitrag will ich schon seit Mitte März schreiben, habe es bisher aber immer vor mir hergeschoben - auch weil mir klar war, dass er ein wenig länger als sonst werden würde.


Alles fing damit an, dass ich mir in einer Filiale von Rischart, die Ware vom Vortag anbietet, ein Brot kaufen wollte. Auf Nachfrage konnte mir die Verkäuferin allerdings weder selbst die Zutaten für die verschiedenen Brote nennen, noch hatte man eine entsprechende Liste parat. Da ich mein Brot oft in Filialen der Hofpfisterei kaufe, war ich über diesen Missstand sehr verwundert. Die Hofpfisterei informiert in ausführlichen Broschüren exakt über Zutaten in Brot und Backwaren; hier sind übrigens nur zwei der 26 Brote unvegan. Dafür, dass man bei Rischart die Zutaten der Waren nicht kannte, bekam ich die interessante Begründung, es sei ja Ware vom Vortag. Wie diese vermeintliche Begründung mit der Frage zusammenhängt, ist mir bis heute schleierhaft.
Einige Tage später versuchte ich dann, in einer größeren Filiale von Rischart einzukaufen, in der nur tagesaktuelle Produkte angeboten werden. Dort gab es im Kundenbereich ebenfalls keine Informationen zum Inhalt der Brote; allerdings wurde nach einigen Minuten intensiver Nachfrage eine laminierte Liste unter dem Tresen hervorgezogen, auf der die Zutaten aufgelistet sind. Als ich sagte, ich wolle die Liste mit dem Handy abfotografieren, um mich daheim in Ruhe vor dem Einkauf orientieren zu können, wurde mir dies mit der Begründung untersagt, das könne man am Schluss auf dem Handy sowieso nicht lesen. Ich gab an, das selbst entscheiden zu wollen, aber man ließ mich nicht. Also wurde mir vorgeschlagen, man würde mir die Liste im Büro kopieren, was etwa vier Tage dauern sollte. Ich bedankte mich, kam eine Woche später wieder zurück, und niemand wusste, wovon ich sprach. Die Liste wurde mir nicht kopiert, ich ging wieder.
Nun ist es leider so, dass das Gesetz nicht vorschreibt, dass für "lose Ware" wie Brot, Gebäck, Eis, Käse oder Wurst sämtliche Zutaten aufgelistet werden müssen - ganz anders als bei verpackter Ware, auf der eine Liste aller Zutaten abgedruckt sein muss (die mit dem Wort "Zutaten" oder "Zutat" beginnt und die Zutaten nach prozentualem Anteil im Endprodukt absteigend aufführt). Entscheidet sich ein Ladeninhaber gegen die vorbildliche Auflistung der Zutaten im Kundenbereich, müssen lediglich bestimmte Zusatzstoffgruppen kenntlich gemacht werden, zum Beispiel "mit Süßungsmittel" oder "mit Farbstoff". Wenn Produkte solche Zusatzstoffe nicht enthalten, kann es mitunter passieren, dass in einem Laden überhaupt nicht in Erfahrung zu bringen ist, was sich im angebotenen Produkt befindet. Wer in einem solchen Laden Gebäck oder eine Kugel Eis erwirbt, hat praktisch keine Ahnung davon, was das eigentlich ist. Da es im Endeffekt aber einfacher ist, eine Liste mit allen Zutaten irgendwo herumliegen zu haben, als jedes Produkt mit (unattraktiven) Kennzeichnungen zu Allergenen zu versehen, versteckt sich in den meisten Eisdielen und Bäckereien irgendwo mehr oder weniger zugänglich eine für Veganer wertvolle Schatzkarte, die meist alle Zutaten einsehbar macht.
Anhand solcher Listen habe ich schon die gemütliche Erkenntnis gewonnen, dass man veganes Eis nicht so sehr jagen muss, wie es sich viele vorstellen: die meisten Fruchteissorten sind dann vegan, wenn kein Lecitin aus Eigelb verwendet wurde. Und da Speiseeis so gut wie immer diverse deklarierungspflichtige Zusatzstoffgruppen enthält, muss auch meistens irgendwo im Laden etwas schriftliches zu finden sein. Die Backkette Wimmer scheint sich ein Beispiel an der Kundenorientiertheit der Hofpfisterei zu nehmen und druckt für die Brote eine sehr ähnliche Broschüre mit Zutaten und Informationen, die allerdings weniger publik gemacht wird als beim Vorreiter. Was die Backwaren bei Wimmer angeht, habe ich mir neulich in der Früh einen Aktenordner mit Datenblättern zu jedem Gebäck präsentieren lassen. Für Veganer und überhaupt für Menschen, die gerne wissen, was sie essen, ein Muss. Denn bei Wimmer hat selbst eine Breze eine fünfzeilige Zutatenliste, es gibt viele E-Nummern zu bestaunen, und nicht einmal ein Kornspitz ist dort vegan. Die Verkäuferin dazu: "Ein bisschen Milch ist da fast überall drin. Aber schauen sie ruhig in Frieden durch." Ein leckeres Brot und ein paar dunkle Semmeln waren dann aber total in Ordnung.
Aldi listet alle Zutaten für Brote aus dem Brotbackautomaten außen auf den Preisschildern auf und gibt dabei sogar nicht vorgeschriebene Information darüber, dass die Speisefettsäuren pflanzlichen Ursprungs sind. In einer Filiale von Netto City habe ich eine laminierte Zutatenliste im obersten Fach des Brotregals vergraben gefunden, von der selbst die Verkäuferin nichts wusste.

Bei einem ausführlicheren Schriftwechsel mit der Hofpfisterei habe ich übrigens erfahren, dass alle Natursauerteigbrote in denselben Anlagen entstehen. Diese werden zwar nach jeder Brotsorte gereinigt; man kann allerdings nicht vollkommen ausschließen, dass einmal Spuren von Magermilchpulver oder Honig an den Teig der überwiegend veganen Brote geraten. Für mich ist das verkraftbar, ich kaufe derzeit auch andere Produkte, in denen Spuren von Milch enthalten sein können.
Da im Sauerteig Milchsäure vorkommt, hier außerdem der Hinweis: es handelt sich um Milchsäure, die während der Sauerteiggärung entsteht.

An dieser Stelle kann ich nur jeden - ob Veganer oder nicht - ermutigen, sich auf die ein oder andere Weise für eine eindeutigere Kennzeichnung bei offenen Lebensmitteln stark zu machen. Denn auch in Käse und Wurst an der Theke kann (abgesehen von Tod und Elend) noch einiges mehr stecken, das sicher auch die meisten Fans von Tiermord nicht kaufen möchten.
Bei der Hofpfisterei drückt man sich vorsichtig optimistisch aus:
"Einen Leitfaden für die Deklaration speziell für offene Lebensmittel gibt es bisher noch nicht."

Mittwoch, 18. April 2012

Fast ein Fehltritt - und: Was Verbraucher bewirken

Mit den E-Nummern bei Lebensmitteln kenne ich mich zur Zeit noch nicht so gut aus.
Ich habe mir nur gemerkt, dass E120 für das eklige Karmin steht. Speisefettsäuren und Glycerin ohne nähere Anmerkungen zum Ursprung kaufe ich auch nicht mehr bewusst; aber gestern habe ich bei einer Tüte Erdnussflips im Tengelmann (wie abgebildet) zugegriffen, die E471 listet. Ich muss ganz ehrlich gestehen: Ich habe einfach gehofft, dass es sich "nur" um ein bisschen chemischen Unsinn handelt.
Da ich leider noch kein Smartphone habe, erfuhr ich erst daheim, dass E471 für Mono- und Diglyceride aus Speisefettsäuren steht - und diese können sowohl pflanzlichen als auch tierischen Ursprungs sein.
Mit schlechtem Gewissen habe ich daraufhin den Hersteller angeschrieben, um zu erfahren, was für Speisefettsäuren für das Produkt verwendet werden. Erfreuliche Nachricht: Für diese Erdnussflips werden laut eigenen Angaben nur pflanzliche Speisefettsäuren herangezogen.
Als ich auf diese Information hin die Frage stellte, ob man das nicht vielleicht freiwillig auf der Verpackung aufführen könne, um das Produkt für Veganer attraktiver zu machen, kam die noch erfreulichere Antwort:

"vielen Dank für Ihren Hinweis. Da wir sehr viele Verbraucheranfragen bzgl. E471 erhalten, haben wir entschieden, in Zukunft ohne diesen Zusatzstoff zu produzieren. Nach Aufbrauchen der aktuellen Folie Erdnussflips, werden Rezeptur und Folie im Laufe des Jahres entsprechend umgestellt.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Knabbern!"

Da kann man mal sehen, was es dann wohl doch bringt, wenn genügend Verbraucher sich besorgt an einen Hersteller wenden. Und so unveränderlich, wie es Knabberhersteller manchmal gerne aussehen lassen, scheinen die Rezepturen bei einigen Produkten dann wohl auch nicht zu sein.
Trotzdem glaube ich, dass ich zur besseren Orientierung beim Einkauf bald ein Smartphone brauche.

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Update (14.07.2012):

Die Erdnussflips sind nun seit ein paar Wochen mit neu gestalteter Verpackung (in weiß) zu haben.
E471 ist nicht mehr enthalten, die Zutatenliste liest sich angenehm:
"Maisgrieß, 33% Erdnüsse, Sonnenblumenöl, Speisesalz." Die Flips haben damit eine attraktivere Zutatenliste als teurere Produkte namhafter Hersteller. Super!

Dienstag, 10. April 2012

Vegan durch die Eiszeit

Neandertaler mussten in der Eiszeit auf Tiere als Nahrung zurückgreifen, um zu überleben.
Das war einmal! Die Eiszeit 2012 ist angebrochen, und es gibt seit einiger Zeit leckeres rein pflanzliches Eis von Lupinesse in jeder Filiale von Edeka. Seit heute gibt es das Eis auch beim veganerfreundlichen Supermarkt Netto. Der Discounter, der bereits viele seiner Produkte mit einem eigenen veganen Logo ausgestattet hat, bietet Lupinesse bis einschließlich 14.04.2012 zum Aktionspreis von 2,99 Euro / 450ml an.
Die Sorten Vanilla Cherry und Walnut Dream habe ich bereits bei Edeka getestet.
Beide haben mir gut gefallen, wobei das Walnusseis zwar süß, aber nicht sehr süß geraten ist. Wer pappsüße Sorten von Häagen Dazs & Co. gewohnt ist, sollte eher zum Vanilleeis greifen, oder sich eigenes veganes Nougat in das Walnusseis mischen (ein Tipp, den ich anderswo aufgegriffen habe).

Leider scheint mir die Situation bei der Sorte Strawberry Mousse weiterhin nicht eindeutig geklärt zu sein. In diesem Eis befand sich zu Beginn definitiv der rote Farbstoff Karmin, der aus weiblichen Schildläusen hergestellt wird (das Dschungelcamp lässt grüßen). Dem Unternehmen ist diese Problematik mittlerweile bewusst; dennoch findet man die Zutat weiterhin in den Zutatenlisten der meisten Verpackungen des Produkts. Ich habe Lupinesse diesbezüglich angeschrieben.
Daraufhin wurde mir mitgeteilt, dass in Produktionen ab dem 1. Juni 2011 kein Karminrot mehr eingesetzt wird. Mir wurde außerdem der Aufdruck für die neuen Produktionsreihen mitgeteilt, aus dem ersichtlich ist, dass Karmin nun nicht mehr in der Zutatenliste aufgeführt wird. Folglich müssten alle Eisbecher, deren Zutateliste Karmin beinhaltet, aus der Produktion vor dem 1. Juni 2011 stammen.
In anderen Blogs und Foren habe ich gelesen, dass das Unternehmen auch nach diesem Datum noch Becher mit dem alten Aufdruck verwendet haben soll, da man die alten Verpackungen nicht entsorgen wollte. In der Antwort, die ich von dem Unternehmen erhalten habe, ist davon nicht die Rede.

Frohe Eiszeit mit den ansonsten tollen Sorten von Lupinesse!

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Update (11.04.2012):

Leider gibt es das Eis nur in Filialen von "Netto", nicht aber bei "Netto City".

Mittwoch, 4. April 2012

AlnaturA wird noch ein bisschen veganer

Derzeit findet über die Facebook-Präsenz von AlnaturA eine Diskussion zum Pro & Contra vegane Ernährung statt. Als Einleitung in das Thema dienen zwei kurze Plädoyers, die die jeweiligen Argumente beschreiben sollen. Der Text contra Veganismus von einer Anita Idel ist dabei so unfreiwillig lustig und sonderbar geraten, dass ich die Lektüre wärmstens empfehlen kann. Die Bezeichnung "Protagonist einer nachhaltigen Tierhaltung" für Verfechter des gewaltsamen Todes dürfte Potential zum "Running Gag" in veganen Kreisen haben.

Abseits der direkt auf dieser Seite einsehbaren Kommentare finden einige Nebengespräche an der Pinwand von AlnaturA statt, über die man leicht den Überblick verlieren kann. Die für mich erfreulichste Nachricht aus diesen Unterhaltungen: AlnaturA ist nach eigenen Angaben dabei, alle veganen Produkte mit der veganen Blume auszustatten. Der genaue Wortlaut:


"Wir sind dabei, die veganen Produkte unter der Marke Alnatura mit der Vegan-Blume auszuzeichnen. Das kann aber noch etwas dauern, da wir die bereits bedruckten Verpackungen nicht einfach entsorgen wollen. Übrigens: Die Zutaten von fast zwei Dritteln der Alnatura Produkte sind jetzt schon vegan, auch wenn es auf der Packung noch nicht draufsteht. (st)"

Mich freut das riesig, da es definitiv Zeit spart, wenn ich nicht bei jedem Einkauf die Zutatenlisten studieren muss. Ähnlich froh über die Nachricht haben sich auch schon andere Teilnehmer geäußert.

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Update (12.04.2012):

Heute habe ich bei dm verschiedene Produkte von AlnaturA eingekauft und dabei schon eins mit der neuen Kennzeichnung entdeckt. Auf dem Bild zu sehen: Links eine Dose Aufstrich "Ratatouille" mit dem Vegan-Logo (unter der Gewichtsangabe), rechts eine Dose "Champignon" mit dem alten Aufdruck, noch ohne das Logo.

Dienstag, 3. April 2012

Gewaltverherrlichung in "Türkisch für Anfänger"

Heute Abend habe ich mir im Kino den Film "Türkisch für Anfänger" angeschaut.
Ich wusste, dass es sich um einen klamaukigen Film handelt, der mit Plattitüden und bewusst platzierten Vorurteilen voll ist und von solchen Späßen lebt. Das kann lustig sein, und ich hatte mich darauf eingestellt.
Abgesehen davon, wie schlecht der Film dann sowieso war, habe ich mich vor allem über die Entwicklung des Mädchens von der Vegetarierin zur Fleischesserin geärgert.
Ich warne hiermit vor dieser langweiligen Aneinanderreihung von schlecht gespielter, vermeintlicher Situationskomik, die darüber hinaus auf Tierrechtler nur befremdlich wirken kann.
Meinen Unmut habe ich dem Filmverleiher bereits geschildert:

"Sehr geehrte Damen und Herren bei Constantin,

ich habe heute Ihren Film "Türkisch für Anfänger" gesehen und habe mich sehr über die Verherrlichung von Gewalt gegenüber Tieren ärgern müssen.
Zu Beginn des Films spielt die Hauptdarstellerin eine Vegetarierin, die Leichenteile nur mit Gummihandschuhen anfassen möchte. Dass die fiktive Person dazu von ihrer Familie gezwungen wird und das annimmt, war ohnehin eine seltsame Situation. Darüber hinaus wirkte es, als machten sich die Filmemacher über Personen lustig, die Gewalt gegenüber Tieren und ihren sinnlosen Tod nicht hinnehmen wollen.
Im Verlauf des Films wird die schrullige weibliche Hauptrolle als Außenseiterin dargestellt, so lange sie nicht mit den anderen Menschen Tiere isst. Erst, als sie aus heiterem Himmel mit anderen Leuten am Tisch Affenhirn verspeist, gibt es ein harmonisch inszeniertes Bild, das alle vereint zeigt.
Die ehemalige Vegetarierin hängt dann mehrere tote Hühner im Zimmer eines Nebencharakters auf, um diesen zu ärgern.
Gegen Ende des Films beweist der Charakter die Heilung von der "Krankheit" Vegetarismus, indem das Mädchen einen panierten Hühnerflügel nimmt, davon beiläufig abbeißt, und den Rest anschließend in die Büsche schmeißt. Mitgefühl ade! Moderne, nein danke!
Alle knutschen, bumsen im Flugzeug und quälen Tiere.
So sollte ich bei lautem Gedudel froh gelaunt den Kinosaal verlassen.
Was für eine Farce.

Im Abspann wird erwähnt, dass alle im Film verwendeten Tiere von Fachpersonal beaufsichtigt wurden. Haben Sie für die Szenen mit Hühnern am Stück sowie für die Szene mit abgetrennten und frittierten Hühnerflügeln echte Leichen benutzt? Und wenn ja, inwieweit wurden diese für den Film benutzten Tiere von Fachpersonal betreut?"