Donnerstag, 30. August 2012

Tierversuche für Medikamente

Eine Wurzelbehandlung, die bei mir schon vor etwa zwei Jahren durchgeführt wurde, hat leider nicht den gewünschten Erfolg gehabt. Vor ein paar Wochen habe ich am behandelten Zahn wieder Schmerzen gehabt; jetzt muss nachgebessert werden.
Der Eingriff wird von einem Facharzt für Oralchirurgie durchgeführt. Gibt es da für Veganer etwas zu beachten? Ich hatte keine Ahnung, wollte es wissen und fand erstmal heraus, dass auch Arzt und Apothekerin keine Ahnung hatten. Im Besprechungstermin mit dem behandelnden Arzt war dieser über die Frage nach Tierversuchen für die verwendeten Medikamente verwundert, aber auch sehr interessiert und gesprächsbereit. Er sagte mir, dass das Mittel für die örtliche Narkose sicherlich an Tieren getestet worden sei, ebenso bestimmt die drei Medikamente gegen Entzündungen, Schmerzen und Schwellungen, die er mir vorab verschrieb. So egoistisch müsse man da einfach sein. Dass ich diesen Kommentar furchtbar fand, merkte der Arzt ziemlich schnell und gab zu verstehen: weder das Schmerzmittel, noch das Mittel gegen Schwellungen oder das Antibiotikum gegen Entzündungen wären zwingend erforderlich. An der Narkose käme ich aber nicht vorbei, das wäre "Folter, schlimmer als Waterboarding". Das leuchtete mir ein, und er ergänzte freundlicherweise: "Ich werde sie am Tag der Behandlung nicht fragen, ob sie die Medikamente genommen haben. Überlegen sie es sich."
Mit dem Rezept in der Hand ging es dann in die nächste Apotheke, wo ich wohl falsch verstanden wurde: "Ja, keine Sorge, das wird alles zuerst an Tieren getestet." Ich hatte noch zehn Tage bis zur Behandlung und ging ohne Medikamente und sehr zerknirscht nach Hause.

Mittlerweile habe ich mich an die Ärzte gegen Tierversuche gewandt und dort eine etwas befriedigendere Antwort erhalten:

"Leider gibt es praktisch keine Medikamente, Behandlungsmethoden, Operationstechniken und Narkosemittel die nicht im Tierversuch getestet worden sind. Wenn bei Ihnen Narkosemittel eingesetzt werden oder Sie Medikamente einnehmen müssen, die sehr wahrscheinlich zuvor in Tierversuchen getestet wurden, heißt das jedoch nicht, dass Sie mit diesen Tierversuchen einverstanden sind. Sie haben ja nicht – wie bei den Kosmetika oder bei der Ernährung – eine Wahl. Außerdem können wir die Tierversuche, die in der Vergangenheit durchgeführt wurden, nicht rückgängig machen. Wir können nur dafür kämpfen, dass in Zukunft keine mehr gemacht werden.

Und außerdem: dass praktisch alle Medikamente an Tieren erprobt wurden, ist
kein Argument dafür, dass es diese Medikamente ohne Tierversuche nicht gäbe
und dass wir womöglich ohne Tierversuche alle an schrecklichen Krankheiten
dahinsiechen würden oder wir Operationen ohne Narkose ertragen müssten, wie
gern behauptet wird. Im Gegenteil, ich bin der Überzeugung, dass ohne
Tierversuche die Medizin schon viel weiter wäre, denn Tierversuche halten,
wegen der falschen Ergebnisse, die sie liefern, den medizinischen
Fortschritt nur auf. Andere Methoden (z.B. im In-vitro-Bereich), klinische
Forschung sowie Prävention von Krankheiten würden wahrscheinlich - wenn
Tierversuche verboten wären - im Vordergrund stehen, was zu einer
Verbesserung der Gesundheitslage führen würde.

Um die forschenden, tierexperimentell arbeitenden Firmen möglichst nicht zu
unterstützen, kann man auf so genannte "Generika"-Präparate zurückgreifen.
Die von Ihnen genannten Medikamente sind alle schon seit vielen Jahrzehnten
auf dem Markt und damit als Generika erhältlich. Medikamente können nach
Ablauf einer Patentfrist von 20 Jahren von anderen Firmen hergestellt
werden. Diese Generika-Firmen (z.B. Ratiopharm, Durachemie, Stada)
produzieren dann diese Medikamente, meist zu sehr viel günstigerem Preis.
Wenn man auf diese Nachahmerpräparate ausweicht, hat man zwei Vorteile: man
unterstützt die forschenden Firmen nicht und man verwendet Medikamente, die
schon in einem langjährigen "Menschenversuch" waren. Unliebsame
Überraschungen, wie schwere Nebenwirkungen, sind bei diesen also nicht so
wahrscheinlich. Dennoch - die Medikamente, die die Generika-Firmen
vertreiben, sind früher auch irgendwann einmal im Tierversuch getestet
worden. Außerdem gehören viele Generika-Firmen zu den forschenden
Pharmaunternehmen, z.B. Hexal zu Novartis.

Mit anderen Worten, lassen Sie sich ruhig eine Narkose geben und nehmen Sie
die Medikamente ein. Es würde keinem einzigen Tier helfen, darauf zu
verzichten. Wir würden uns freuen, wenn Sie unsere Arbeit gegen Tierversuche
und für eine tierversuchsfreie Medizin und Forschung unterstützen würden.
Auf unserer Website
http://www.aerzte-gegen-tierversuche.de/helfen/aktiv-werden finden Sie Tipps
und Anregungen, wie Sie helfen können."


Heute war ich noch einmal in der Apotheke und habe die abgebildeten Generika mit allen drei Wirkstoffen gekauft. Die Hersteller dieser Produkte verwenden lediglich bekannte Zusammensetzungen und Wirkstoffe, deren Patente für eine Monopolstellung zu alt sind, haben dafür also selbst keine Tierversuche durchgeführt. Jede Krankenkasse hat übrigens eigene Listen mit den Herstellern, deren Produkte sie für bestimmte Wirkstoffe bezahlt. Sollte sich einmal ein Hersteller darunter befinden, dessen Produkt man nicht haben möchte, kann man ein Equivalent einer anderen Firma kaufen und muss dieses dann eben komplett bezahlen.
Übrigens: obwohl ich nur zwei Tabletten des Antibiotikums brauche, wurde mir zuerst eine mittelgroße Packung mit 14 Tabletten auf den Tisch gelegt. Es gibt auch eine kleinere Packung mit zehn Tabletten; beide kosten den Kunden jedoch nur den geringsten Eigenanteil von fünf Euro. Die Apotheke gibt wohl gern zuerst die größere Packung aus, in der Hoffnung, die Kosten für die Krankenkasse werden dem Patienten schon egal sein. Ich habe auf Nachfrage dann noch die kleinste Packung bekommen.
Morgen ist die Behandlung. Die ganze Geschichte war zwar nicht absolut befriedigend.
Aber ich habe wieder was dazugelernt.

Mittwoch, 22. August 2012

"piola"-Sneaker zerfleddern nach den ersten Metern

Am vergangenen Samstag wollte ich eigentlich nur einfach so im DearGoods vorbeischauen, weil mir der Laden so gut gefällt. Bei DearGoods gibt es Klamotten für Jungs und Mädels, deren Produktion komplett vegan, fair für die Mitarbeiter und schonend für die Umwelt ist.

Auf der Suche nach veganen Schuhen, die mir gefallen, bin ich immer, da ich mir bisher nur ein veganes Paar Schuhe geleistet habe. Also habe ich sofort zugelangt, als es am Samstag neue Sneaker von "piola" in verschiedenen Farben gab.
Ich habe mir die weiße Ausführung mit den grauen Details für 69,90 Euro gekauft. Bei den Schuhen ist immer noch ein zweites Paar Schnürsenkel in einer anderen Farbe dabei.
Leider haben sich sowohl am linken als auch am rechten Schuh schon nach wenigen Minuten recht große Teile des Gummis von der Ferse abgelöst. So extrem habe ich das bisher noch bei keinem anderen Schuh erlebt.
linker Schuh
rechter Schuh
Leider rate ich deshalb erst einmal vom Kauf dieser Schuhe ab, bis das Material vielleicht verbessert wird.
Im Gegensatz dazu kann ich zu einem Einkauf bei DearGoods weiterhin jederzeit raten!
Die Besitzerin gibt sich sehr viel Mühe, Klamotten aufzuspüren, die ihren hohen moralischen Standards gerecht werden. Die gekauften Schuhe wurden ohne große Diskussion zurückgenommen und ich bekam das Geld zurückerstattet.

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Update (18.09.2012):

Das Team von DearGoods hat mich nun noch einmal angeschrieben, um mich über den Verbleib der hier abgebildeten Schuhe aufzuklären: Das Paar wurde einem guten Freund vermacht, der die piolas seitdem oft zu tragen scheint. Die Sohle hat sich demnach rundgelaufen, ohne sich vom Schuh zu lösen. Sowohl dieser Freund als auch der Mann der Ladenbetreiberin scheinen mit den Schuhen sehr zufrieden zu sein.
"Es gibt diese Kautschuk-Lippe, die erstmal übersteht,
die sich dann aber abläuft und dann ist das ein guter Schuh."

Donnerstag, 16. August 2012

Was ich so einkaufe und daheim habe

Auf Blogs wie dem von VeganeRatte und Cara habe ich eine Aktion namens "Vegan Wednesday" mitbekommen, bei der mittwochs immer gezeigt wird, was die Blogger den ganzen Tag so gegessen haben. Ich finde, dass das eine schöne Idee ist, weil dadurch sowohl Unveganer einen netten Einblick bekommen, was Veganer so essen, und sich auch Veganer einfach Anregungen für Neues holen können.
Da Mittwoch nun vorbei ist, habe ich mich entschlossen, einfach mal alles zu zeigen, was ich - zumindest daheim - so esse. Fotografiert habe ich einen ganz normalen Einkauf beim Aldi, meine Sachen im Kühlschrank, aus dem Gefrierschrank und was ich sonst noch so in der Küche habe.
Bei ein paar meiner Lieblingssachen schreibe ich noch kurz etwas unter die Bilder.
Vielleicht ist es ja ein Einblick, der den/die einen oder anderen interessiert.
Verbesserungsvorschläge würden mich natürlich auch freuen, zum Beispiel Dinge, die bei mir fehlen, die aber Eurer Meinung nach in einem veganen Haushalt unverzichtbar sind.


Mein Einkauf von heute. Den veganen Aufschnitt muss ich im Aldi immer mitnehmen, schmeckt mir besser als viele andere, teurere Produkte, wie z.B. die Vegan Slices. Dass ich ab und zu noch Wasser in Plastikflaschen für die Arbeit kaufe, ist eine Unart, die ich mir in den kommenden Monaten hoffentlich noch abgewöhnen werde.
Meine Tiefkühlsachen. Neben Pommes, Broccoli und gefrorenem Basilikum gibt es auch noch zwei ungewöhnlichere Produkte.
Panierte Hühnerschenkel von Vegefarm. Dort gibt es recht ausgefallene Alternativen zu Tierprodukten; allerdings sind einige nur vegetarisch, man sollte also darauf achten, dass die Bestellung auch wirklich vegan ist.
Vegane Schweineschnitzel mit Pfeffer, auch von Vegefarm.

In der Tupperbox sind gefrorene Bananenscheiben. Mit gefrorenen Bananen, etwa 50 Gramm gesalzenen Erdnüssen pro Banane und etwas Süße, zum Beispiel aus Agavendicksaft, lässt sich mit Pürierstab oder Mixer prima schnell eine leckere kalte Creme zaubern - Erdnusseis für Faule sozusagen. Die Idee habe ich von Claudis Blog.
Der Soja-Reis-Drink von Edeka ist zur Zeit meine Lieblingsmilch. Pure Sojamilch schmeckt mir oft ein bisschen zu langweilig, pure Reismilch etwas zu süß. Der Soja-Reis-Drink ist da eine tolle Mischung.


Mein Kühlschrankfach. Ganz links liegt eine Flasche passierte Tomaten für Tomatensaucen, rechts in der Schale befinden sich Bio-Zucchini und Bio-Karotten. Natürlich fehlt auch der obligatorische Block Naturtofu nicht.
Auf meiner Suche nach veganem Ketchup bin ich bei Zwergenwiese gelandet. Obwohl auf dem Etikett nur "aromatisch tomatig" steht, hat das Ketchup eine recht würzige Note.
Erfreulicherweise steht sogar auf der Flasche, dass das Ketchup vegan ist. Sicher gibt es auch veganes Ketchup anderer Firmen, aber dass dieses so deklariert wird, finde ich einfach toll.
Vegane Weißwürscht und veganer süßer Senf von Zwergenwiese. Auch bei diesem Senf steht auf dem Gläschen, dass er vegan ist. Die Weißwürscht kaufe ich immer bei Radix.
Eins meiner absoluten Lieblingsprodukte ist die Alsan-bio. Dass Leute lieber Butter hernehmen, ist für mich völlig unbegreiflich. Muss ich immer daheim haben!
Und zum Schluss noch alle Produkte, die ich einfach so in der Küche habe:
Für Müsli gibt es Haferflocken, Rosinen (unten im Bild) und Kürbiskerne sowie geschrotete Leinsamen (in der Elefantendose oben im Bild), außerdem drei Bio-Birnen und eine Kiwi.
Reis und Vollkornnudeln habe ich auch immer daheim.
Die Marmeladen stammen aus einer Zeit, in der ich noch Produkte mit weißem Zucker gekauft habe - werde sie auch noch aufbrauchen.
Brotaufstriche kaufe ich am liebsten von AlnaturA, hier z.B. der Kürbisaufstrich, auf dem eine kleine Tomate liegt - selbst am Fensterbrett gezüchtet. Der Essig von Rapunzel ist leider nicht ganz günstig, aber dafür eben vegan.
In dem offenen Gläschen sind Knoblauchzehen, im geschlossenen Gläschen etwas weiter links habe ich geröstete Pinienkerne für Salat. Kerne und Nüsse lassen sich gut ohne Zugabe irgendwelcher Öle in der Pfanne anrösten und anschließend lange lagern, um dann Salaten oder Müslis eine markante Note zu verleihen.

Donnerstag, 9. August 2012

Wiesn MeatOut


Das Oktoberfest hat einen neuen Chef, es gibt eine neue Geisterbahn, und das Mitbringen von Glasflaschen ist dieses Jahr zum ersten Mal verboten.
Und es gibt noch etwas Neues:
Dieses Jahr wird es erstmals eine Demonstration gegen die Massenabschlachtungen im Namen des Oktoberfests geben. Da es im vorherigen Beitrag schon um Tradition ging, und ich dem Wiesn-MeatOut-Team in den letzten Wochen schon ein paar Mal zuarbeiten konnte, will ich hier mal ein bisschen Werbung für die Veranstaltung machen.

Auf der Homepage können der Termin und die Bands für die Afterdemo Party eingesehen werden, außerdem gibt es eine Pennplatzbörse, den Flyer zum Runterladen und einen Aufruf in deutscher, englischer, italienischer und französischer Sprache.
Wer sich nicht in München auskennt oder andere organisatorische Fragen hat, kann sich auch immer gern mit einer Mail an die netten Leute vom Team wenden.

Ach, und apropos Tradition: Bei den Treffen zur Organisation geht es nicht nur ernährungstechnisch, sondern auch sprachlich hochmodern zu. Zitat: "Können wir das Thema mit der Pennplatzbörse jetzt absegnen?" - "Hier wird nichts abgesegnet. Wir können diesen Punkt aber gern als behandelt betrachten."

Die Anti-Fleisch-Demo findet nächsten Monat, am 29. September 2012, in München statt.